Paderborn. Anfang Januar dieses Jahres hat die Bank für Kirche und Caritas (BKC) eine weitere entscheidende Stufe beim Ausstieg aus fossilen Energien genommen. Sie schließt nunmehr auch Unternehmen bei ihren Investitionen aus, die mit konventioneller Öl- und Gasförderung Umsätze von mehr als 10 Prozent erwirtschaften. Zudem werden die bislang tolerierten Unternehmensumsätze von bis zu 50 Prozent aus der Ölverstromung auf 10 Prozent herabgesetzt. Ferner sind Unternehmen, die noch in der Kohleförderung oder Kohleverstromung aktiv sind, nicht mehr investierbar. Hier galt bislang ein tolerierter Umsatzanteil von 10 beziehungsweise 20 Prozent.
Entschlossenes Handeln erforderlich
Bank für Kirche und Caritas geht nächsten Schritt beim Ausschluss fossiler Energien
Die BKC setzt damit konsequent ihren bereits Ende 2016 begonnenen und kontinuierlichen schrittweisen Ausstieg aus Investitionen in Unternehmen, die im Bereich der fossilen Energien tätig sind, fort. Genannte Kriterien ergänzen die schon existierenden Komplettausschlüsse bei den umweltschädlichsten Formen der Öl- und Gasförderungen, zu denen etwa Schiefergas und Ölsande sowie die Öl- und Gasförderung in der Arktis gehören.
„Trotz Energiepreiskrise ist der kontinuierliche Ausstieg aus fossilen Energien das Gebot der Stunde. Der sich beständig verschärfende Klimawandel und das sich schließende Zeitfenster, um etwas dagegen zu unternehmen, sind drängender denn je“, erläutert Tommy Piemonte, Leiter Nachhaltigkeitsresearch bei der Bank für Kirche und Caritas, die Hintergründe für den nächsten Divestment-Schritt der Kirchenbank.
Die jetzige Divestment-Stufe der Bank geht dabei über den alleinigen Ausschluss der Förderung und Verstromung von fossilen Energien hinaus und schließt auch ganz bewusst Teile des sogenannten Downstream-Sektors der Öl- und Gasindustrie mit aus. Zu diesem gehören unter anderem die Raffination von Öl und Gas sowie die Produktion von petrochemischen Produkten, die ab einem Umsatzanteil von 10 Prozent bei der BKC fortan ausgeschlossen werden. Mit diesen Ausschlusskriterien soll der Druck zu einer beschleunigten Transformation dieser nachgelagerten Wirtschaftsaktivitäten erhöht werden. Zudem zielt die BKC beim Ausschluss von petrochemischen Produkten, die Vorprodukte von Plastik sind, auf die untragbar gewordene Plastikverschmutzung, insbesondere in den Weltmeeren, ab.
Die BKC weiß, dass das Divestment nur ein zu benutzendes Werkzeug einer Klimaschutz-Anlagestrategie ist. Daher gehören zum Instrumentenkasten der Bank ebenfalls gezielte Investments in Klimaschutzlösungen und das so genannte Engagement. So investiert die BKC seit Jahren unter anderem in erneuerbare Energien und Green Bonds. Daneben drängt sie im Rahmen ihrer Engagement-Dialoge mit Unternehmen und Staaten auf verbesserte Klimaschutzbemühungen. Dies macht sie auch über ihre Zugehörigkeit im europäischen Engagement-Netzwerk Shareholders for Change. Darüber hinaus bringt sich die BKC aktiv in die Diskussion über mehr Klimaschutz auf den unterschiedlichsten Ebenen ein und steigert damit die öffentliche Bewusstseinsbildung in Politik und Kirche. So hat sich die BKC beispielsweise als erste katholische Bank weltweit im Oktober 2017 dem international koordinierten Divestment-Aufruf des katholischen Klimaschutznetzwerks Laudato Si‘ Movement[1] angeschlossen, um ein öffentliches Bekenntnis zum Divestment abzugeben. Durch dieses klare Zeichen möchte sie auch andere Investoren dazu bewegen sich mit Klimafragen in der Kapitalanlage auseinanderzusetzen.
Christliche Werte, wie der Schutz der Schöpfung, bilden für die BKC die Grundlage ihrer Klimaschutzbemühungen. Daneben steht zugleich aber auch die Überzeugung, dass die Einbindung von Klimaschutzaspekten in ihre Anlagestrategie eine risikoreduzierende Wirkung entfalten kann. Deshalb versteht die Bank für Kirche und Caritas ihre Divestment-Strategie als einen fortlaufenden Prozess, der weiterhin auf Aktualität überprüft und angepasst werden soll.
[1] https://laudatosimovement.org/divestment/ abgerufen am 20.01.2023