In dem jüngst vom Vatikan herausgegebenen Papier „Oeconomicae et pecuniariae questiones“ zu Wirtschafts- und Finanzfragen fordert die katholische Kirche, dass „Politik und Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des Lebens stellen, besonders in den des menschlichen Lebens“ (4). Freiheit, Wahrheit, Gerechtigkeit und Solidarität sind dabei die ethischen Prämissen allen menschlichen Handelns und damit auch allen wirtschaftlichen Wirkens. Gerade die vor einem Jahrzehnt begonnene Finanzmarktkrise habe gezeigt, dass Missbräuche und Ungerechtigkeiten vor allem die Situation Schwacher und Benachteiligter im globalen Kontext verschlechtert habe. Ziel müsse es daher sein, Finanzgeschäfte neuen Regeln zu unterwerfen, „um ausbeuterischen und spekulativen Absichten einen Riegel vorzuschieben und den Dienst an der Realwirtschaft in den Vordergrund zu stellen“ (5). Hierfür braucht es nicht irgendeine Ethik, wie es der Vatikan ausdrücklich fordert, sondern eine „menschenfreundliche Ethik“.
Die Würde und das Wohl aller Menschen sind es, an denen der globale Fortschritt zu bemessen ist. Das Schaffen von Profit ist deshalb nicht nur an Maßstäben der Quantität und Effizienz auszurichten, sondern ebenso an Fragen der Lebens- und Umweltqualität sowie des sozialen Wohlstands. „Wohlstand und Entwicklung brauchen und stützen einander“ (10), so die These des Vatikanpapiers. Wirtschaftliche Mechanismen sind folglich nur dann „moralisch zulässig, insofern sie die Menschenwürde und die Ausrichtung auf das Gemeinwohl achten“ (13). Das „Ausnutzen einer Asymmetrie zu eigenen Gunsten, um beträchtliche Profite zum Schaden anderer anzuhäufen“ (17), behindert aus kirchlicher Sicht Fortschritt und Entwicklung. Nicht nur die Finanzkrise hat gezeigt, so die Kirche, „wie ‚naiv‘ das Vertrauen in eine vermeintliche funktionelle Unabhängigkeit der Märkte ist, die keiner Ethik unterliegt“ (21).
Speziell die Finanzkrise hat Praktiken und Produkte hervorgebracht, welche die Kirche als moralisch fragwürdig einstuft. Um das Hauptziel des Finanzwirtschaftssystems, die Schaffung von Mehrwert, erzielen zu können, sollte jedem Wertpapier „ein tendenziell realer und nicht bloß vermeintlicher, schwer feststellbarer Wert entsprechen“ (25). Die exzessive, schnelle Bewegung von Wertpapieren (Hochfrequenzhandel) und Finanzprodukte wie Derivate und Credit Default Swaps (CDS) zählt die Kirche hierzu. Explizit als ethisch inakzeptabel werden solche Wertpapiere bezeichnet, die auf den Kreditausfall anderer setzen. Überdies wird Steuerumgehung angeprangert, da sie und andere Praktiken wie Geldwäsche und Schattenbanken „in ungerechter Weise der Realwirtschaft Lebenssaft entziehen“ (30) und somit der gesamten Zivilgesellschaft dauerhaft schaden. Um schädlichen Einflüssen auf den Finanzmärkten entgegenwirken zu können, fordert der Vatikan eine verstärkte überstaatliche Regulierung. Wollen Finanzmarktakteure selber glaubwürdig sein, müssen sie für sich eine Kultur leben, die sich durch eine verantwortliche Investitionspolitik und ein hohes Maß an Transparenz auszeichnet.
Menschenwürde und Gemeinwohl als moralische Orientierungspunkte für die Finanzwirtschaft
BKC unterstützt diese Forderung des Vatikans
Ausdifferenzierter Nachhaltigkeitsfilter der BKC
Eine Wirtschaft, die den Menschen in den Mittelpunkt ihres Handelns stellt, wie es das Vatikanpapier in der Tradition der Pastoralkonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils „Gaudium et spes“ tut, ist ethische Leitlinie für das Handeln der Bank für Kirche und Caritas. Als Pionierin ethisch-nachhaltiger Geldanlagen ist für sie der Mensch als Einzelperson, in der Gesellschaft und mit der Schöpfung Ausgangspunkt ihrer ethischen Anlagekriterien. Auf Basis ihrer christlichen Wertorientierung hat die Kirchenbank anhand zentraler Ausschlusskriterien wie Arbeits- und Menschenrechtsverletzungen oder Geldwäsche einen ausdifferenzierten ethischen Nachhaltigkeitsfilter für ihre Eigenanlagen und hauseigenen Finanzprodukte entwickelt. Mit ihm werden darüber hinaus Reputations- und Performancerisiken verhindert, die sich aus ethisch-kontroversem Verhalten in Unternehmen und Staaten ergeben. Des Weiteren schließt sie ethisch-kontroverse Finanzinstrumente und Handelstechniken wie Agrarrohstoffderivate und Hochfrequenzhandel aus. Mit ihrer ethisch-nachhaltigen Anlagestrategie weiß sich die Bank für Kirche und Caritas einer menschenfreundlichen Ethik verpflichtet und leistet ihren Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung.