Engagement soll nachhaltige Transformation fördern

BKC veröffentlicht mit Union Investment und SfC Engagement-Grundsätze für Investoren

Engagement ist als aktive Einflussnahme auf Investitionsobjekte Bestandteil der nachhaltigen Finanzwelt. Doch ob und wie Engagement betrieben wird, liegt bislang in der Eigenverantwortung eines jeden Finanzmarktteilnehmers. Die drei Engagement-Akteure Bank für Kirche und Caritas (BKC), Union Investment und Shareholders for Change (SfC) setzen sich daher gemeinsam für einen Branchenstandard ein. In acht Eckpunkten stellen sie dar, wie Engagement eine nachhaltige Transformation unterstützen kann. Diese Grundsätze sollen sowohl Marktakteuren als auch einer nachhaltigkeitsinteressierten Öffentlichkeit Orientierung bieten und Finanzmarktteilnehmern als Anregungen für ihre Engagement-Aktivitäten dienen.

Präambel

Engagement hat das Potenzial, eine sozial-ökologische Transformation zu bewirken. Die dafür erforderliche Transformation der Wirtschaft wird für eine nachhaltige Zukunft und damit einhergehend die Stabilität des Wirtschafts- und Finanzsystems entscheidend sein.

Engagement hat sich als fester Bestandteil von Sustainable Finance etabliert. Während Governance-Themen schon seit längerer Zeit im Fokus von Engagement-Aktivitäten stehen, sind vor dem Hintergrund der nachhaltigen Transformation der Wirtschaft soziale und ökologische Themen in ihrer Wichtigkeit mittlerweile gleichwertig.

Mit dem Anspruch an die Finanzmarktteilnehmer, die sozial-ökologische Transformation der Wirtschaft mitzugestalten, wachsen die Erwartungen an glaubwürdiges Engagement. Finanzwelt und Öffentlichkeit blicken zunehmend wachsam und kritisch auf diejenigen, die Engagement betreiben. Es stellt sich daher die Frage, was glaubwürdiges Engagement auszeichnet.

Bei den verschiedenen Finanzmarktteilnehmern gibt es bereits zum Teil ausgereifte Engagement-Ansätze; spezialisierte Dienstleister und Investoren-Zusammenschlüsse bereichern inzwischen den Markt. Engagement ist als ein Baustein nachhaltigen Investierens neben anderen Investmentstrategien wie Ausschlüssen und Positiv-/Negativ-Screening nicht mehr wegzudenken.

Wir sehen die Notwendigkeit, auf einen gemeinsamen Branchenstandard für glaubwürdiges Engagement hinzuarbeiten. Vorliegende Eckpunkte können hierfür die Grundlage bilden. Die Bank für Kirche und Caritas (BKC), Shareholders for Change (SfC) und Union Investment wollen mit den Marktakteuren darüber ins Gespräch kommen.

Die gesamte Sustainable-Finance-Branche steht vor der Herausforderung, die Qualität nachhaltiger Geldanlagen zu sichern. Ein gemeinsames Verständnis von Engagement beugt überdies Reputationsrisiken vor und untermauert die Glaubwürdigkeit von Engagement-treibenden Investoren. Zugleich unterstützt die systematische Integration eines glaubwürdigen Engagements in den Investmentprozess dabei, die verantwortungsvolle Wahrnehmung treuhänderischer Pflichten (Stewardship) sicherzustellen.1

Wir verstehen Engagement als aktive Einflussnahme von Kapitalanlegern auf Investitionsobjekte durch Stimmrechtsausübung und Dialogstrategien, stets verbunden mit dem eindeutigen Ziel und der Prämisse, Unternehmen, Staaten oder andere Investitionsobjekte zu nachhaltigerem Wirtschaften zu bewegen.

Nachfolgende Eckpunkte sollen Finanzmarktteilnehmern Orientierung bieten. Sie zeigen, wie ein glaubwürdiges Engagement aufgebaut sein kann.

 

1 Engagement ist Teil von Good Stewardship. Orientierung für das Verständnis und die Umsetzung von Stewardship geben zum Beispiel die DVFA Stewardship Leitlinien, der UK Stewardship Code oder der EFAMA Stewardship Code.

Acht Eckpunkte glaubwürdigen Engagements für eine nachhaltige Transformation

1. Konkrete Nachhaltigkeitsveränderungen als Ziel von Engagement

Engagement will Veränderungen im Nachhaltigkeitshandeln von Investitionsobjekten durch Dialog und Stimmrechtsstrategien bewirken. Damit verfolgen Finanzmarktteilnehmer das Ziel, Veränderungen hin zu einer nachhaltigen Entwicklung in der realen Welt anzustoßen.

2. Engagement gegenüber Realwirtschaft, Staaten und anderen Investitionsobjekten

Engagement ist bei verschiedenen Investitionsobjekten möglich. Neben realwirtschaftlichen Unternehmen lässt sich Engagement ebenso bei Staaten oder Finanzmarktteilnehmern betreiben. Zusätzlich zu den bei Unternehmen mit Aktien verknüpften Aktionärsrechten können auch bei Finanzierungen (Anleihen und Kredite) Engagement-Aktivitäten durchgeführt werden. Aber auch ohne eine Investition ist Engagement möglich („Pre-Investment“).

3. Rahmensetzung durch Engagement-Richtlinie

Engagement-Aktivitäten bewegen sich im Rahmen einer öffentlich einsehbaren Richtlinie, mit der die notwendige Transparenz beim Vorgehen für alle Stakeholder gewährleistet wird. Sie beschreibt, wie Engagement-Aktivitäten geplant, durchgeführt und dokumentiert werden.

4. Verbindlichkeit durch festgelegten Engagement-Prozess

Engagement-Aktivitäten sollen einem festgelegten Engagement-Prozess folgen, in dem mindestens das Ziel der jeweiligen Engagement-Aktivität, der geplante Zeitrahmen für die Ziel- und Zwischenzielerreichungen sowie die maximale Eskalationsstufe bei Nichterreichen der Ziele festgelegt werden.

5. Engagement-Aktivitäten zeitlich begrenzen

Engagement-Aktivitäten sind zeitlich begrenzt. Ihre Dauer muss realistisch an der Zielerreichungsmöglichkeit für das Investitionsobjekt bemessen sein. Zugleich ist sie an der Dringlichkeit der Zielerreichung auszurichten. Damit eine kontinuierliche Erfolgsmessung des Transformationsgrads erfolgen kann, sind Meilensteine zu formulieren.

6. Eskalation bei Nichterfolg

Engagement-Aktivitäten müssen bei Nichterfolg eine Eskalation auslösen. Um dem kritisch-konstruktiven Austausch mit dem Investitionsobjekt die nötige Schlagkraft zu verleihen, ist es unablässig, einen klar strukturierten Ablaufrahmen von Eskalationsstufen zu bestimmen für den Fall, dass die gewünschten Meilensteine und Ergebnisse nicht in dem festgelegten Zeitrahmen erreicht werden.

7. Transparenz über Engagement-Aktivitäten

Engagement soll möglichst transparent sein. Die Engagement-Berichterstattung des Finanzmarktteilnehmers gibt mindestens den Sachstand (Kontext und Ziel sowie ergriffene Maßnahmen) mit dem Grad der Zielerreichung der einzelnen Engagement-Aktivitäten kurzgefasst wieder. Dadurch wird einerseits die Glaubwürdigkeit des eigenen Engagements unterstrichen und andererseits ein zusätzlicher Anreiz für die Investitionsobjekte zur Nachhaltigkeitsverbesserung gegeben.

8. Messbarkeit von Engagement

Engagement-Aktivitäten sollen perspektivisch hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeitswirkung möglichst messbar gemacht werden. Wenngleich die Wirkungsmessung von Engagement-Aktivitäten eine Herausforderung darstellt, sollte jeder, der Engagement betreibt, daran mitwirken, Evaluations- und Messverfahren zur Nachhaltigkeitswirkung von Engagement zu etablieren.

Veröffentlichung: Glaubwürdiges Engagement für eine nachhaltige Transformation

In der Präambel zu den Eckpunkten definieren die drei Initiatoren Engagement als aktive Einflussnahme von Kapitalanlegern durch Stimmrechtsausübung und Dialogstrategien mit dem klaren Ziel, Unternehmen, Staaten und andere Investitionsobjekte zu einem nachhaltigeren Wirtschaften zu bewegen. Engagement-Aktivitäten sollen Veränderungen hin zu einer nachhaltigen Entwicklung in der realen Welt anstoßen. Dafür stehen den Finanzmarktteilnehmern verschiedene Instrumente zur Verfügung, mit denen sich soziale, ökologische und Governance-Themen bei Investitionsobjekten platzieren lassen.

Grundvoraussetzung hierfür ist eine Engagement-Richtlinie, die öffentlich einsehbar sein sollte. Für den Engagement-Prozess sind unter anderem Maßnahmen, Zeitplan, Zwischenziele und Eskalationsstufen festzuhalten. Die Zielerreichung muss genauso realistisch sein wie die geplante Dauer des Prozesses. Transparenz ist dabei die Grundlage für glaubwürdiges und effektives Engagement. Zudem ist perspektivisch an Standards für Evaluations- und Messverfahren zur Nachhaltigkeitswirkung von Engagement-Aktivitäten zu arbeiten, um diese als festen Bestandteil nachhaltiger Anlagestrategien auf dem Finanzmarkt zu etablieren.

Für Engagement gibt es gute Gründe. Hierzu zählen das Sicherstellen treuhänderischer Pflichten, das Ziel positiver Nachhaltigkeitswirkungen und einer Optimierung des Rendite-Risiko-Potenzials.

„Die Eckpunkte sind für Finanzmarktteilnehmer eine gute Grundlage, um mit ihrem Engagement glaubwürdig und transparent einen Beitrag zur erforderlichen nachhaltigen Transformation leisten zu können“, sagt Tommy Piemonte, Leiter Nachhaltigkeitsresearch bei der BKC und Gründungsmitglied der SfC.

„Wir möchten Marktteilnehmer damit zur Diskussion anregen, wie sich Engagement in den Investmentprozess integrieren und verantwortungsvoll gestalten lässt“, erläutert Janne Werning, Leiter ESG Capital Markets & Stewardship bei Union Investment.